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Als Animal Crossing Wild World damals auf dem Nintendo DS erschien, war ich sofort gefesselt. Ich erinnere mich noch genau, wie ich mit meiner Schwester abends im Kinderzimmer saß, den DS aufklappte und gespannt die ersten Bewohner kennenlernte. Statt klarer Missionen bot mir das Spiel eine magische kleine Welt, die einfach lebte. Alles fühlte sich an wie eine Black Box. Man wusste nicht, warum Tom Nook seinen Laden plötzlich vergrößerte oder wieso ein Bewohner nach vielen Gesprächen ein Foto schenkte.
Diese Mischung aus Unwissenheit und Entdecken machte Wild World für mich einzigartig. WLAN einrichten bedeutete damals noch, in der Fritzbox die Verschlüsselung umstellen zu müssen, nur damit die Nintendo Wi-Fi Connection funktionierte. Und wenn wir dann im Forum verabredet hatten, „das Tor aufzumachen“, fühlte sich jeder Besuch wie ein kleines Abenteuer an.
Heute, fast 20 Jahre später, sehe ich Animal Crossing Wild World nicht nur als mein persönliches Cozy Game, sondern auch als einen der wichtigsten Nintendo DS Klassiker überhaupt. Das Spiel hat bewiesen, dass ein Handheld in der Lage ist, eine lebendige Welt voller kleiner Rituale, charmanter Bewohner und subtiler Alltagsmagie zu erschaffen. Gerade diese Mischung aus persönlicher Bindung und cleverem Game Design macht Wild World für mich auch objektiv zu einer echten Retro Legende, die den Test der Zeit bestanden hat.
Für diesen Artikel habe ich Animal Crossing Wild World übrigens nochmal auf meinem Retroid Pocket Classic gezockt, wo die höhere Auflösung und das AMOLED-Display dem Spiel eine neue Schärfe verleihen.


Animal Crossing: Wild World im Überblick
Animal Crossing: Wild World erschien 2005 für den Nintendo DS und war der zweite Teil der Reihe nach dem GameCube-Original. Zum ersten Mal konntest du deine eigene kleine Stadt nicht nur auf einer Heimkonsole, sondern auch unterwegs gestalten. Als Spieler ziehst du in ein Dorf voller tierischer Bewohner, richtest dein eigenes Haus ein und gehst täglichen Aktivitäten nach. Etwa Angeln, Insekten fangen, Fossilien ausgraben oder Events feiern.
Das Besondere: Es gibt keine klassischen Missionen oder ein festes Ziel. Stattdessen läuft das Spiel in Echtzeit, mit wechselnden Jahreszeiten, Tageszeiten und besonderen Festtagen. Dein Fortschritt besteht darin, deine Beziehungen zu den Bewohnern zu pflegen, dein Haus zu erweitern und deine Stadt individuell zu gestalten.
Neu war auch die Integration der Nintendo Wi-Fi Connection. Zum ersten Mal konnten Spieler online die Tore ihrer Stadt öffnen und Freunde einladen. Diese Multiplayer-Funktion machte Wild World zu einem echten Vorreiter für soziales Gaming auf Handhelds.
Optisch bot Wild World einen damals frischen 3D-Stil mit der typischen runden Weltkugel-Optik, die beim Laufen über den Bildschirm rollte. Musik und Soundeffekte wechselten stündlich mit der Uhrzeit, was dem Spiel eine lebendige Atmosphäre verlieh.
Kurz gesagt: Wild World war kein klassisches Abenteuer, sondern ein Lebenssimulationsspiel mit viel Freiheit. Im Gegensatz zu einem Titel wie Metroid Fusion, das mit klaren Zielen und linearem Fortschritt punktete.


Warum Wild World mein Cozy-Game #1 ist
Wenn ich an Animal Crossing Wild World zurückdenke, habe ich sofort dieses ganz spezielle Gefühl im Kopf: Ruhe, Entschleunigung und gleichzeitig kleine Abenteuer. Ich war damals neun Jahre alt, meine Schwester ein Jahr jünger, und wir haben das Spiel fast täglich zusammen auf dem Nintendo DS gespielt. Für uns war es kein typisches Videospiel mit klaren Zielen, sondern eher ein zweites Zuhause.
Es waren die kleinen Rituale, die mich jeden Tag aufs Neue gefesselt haben. Morgens noch schnell die Post im Briefkasten checken, abends ein Kaffee bei Brewster im Café, zwischendurch ein paar Früchte pflücken und vielleicht ein Fossil im Museum abgeben. Nichts davon war spektakulär und trotzdem fühlte es sich unglaublich wichtig an. Ich hatte immer das Gefühl, dass diese pixelige Welt auch ohne mich weiterläuft und genau das hat Wild World so einzigartig gemacht.
Natürlich spielte auch die Beziehung zu den Bewohnern eine riesige Rolle. Ich habe mich wirklich gefreut, wenn jemand cooles Neues in meine Stadt gezogen ist, und war richtig frustriert, wenn einer meiner Lieblingscharaktere plötzlich die Koffer packte. Solche kleinen Dramen haben das Spiel lebendig gemacht, fast so, als würde man echte Nachbarn verlieren oder neue kennenlernen.
Im Rückblick verstehe ich, warum mich das Spiel so lange begleitet hat: Wild World war mein erstes richtiges Cozy Game, noch bevor ich überhaupt wusste, dass es dafür mal ein Genre geben würde. Es hat mir gezeigt, dass ein Spiel nicht nur durch große Bosskämpfe oder Highscores faszinieren kann, sondern auch durch Alltagsmomente, Freundschaft und Entschleunigung. Beim Vergleich mit heutigen Games fällt mir immer wieder auf, wie viel Leichtigkeit Wild World damals ausgestrahlt hat und wie selten dieses Gefühl heute geworden ist. In meinem Artikel Make Gaming Fun Again gehe ich genau dieser Frage nach.


Museum, Fossilien und Bewohner-Fotos: Eigene Ziele in Wild World
Einer der Gründe, warum mich Animal Crossing Wild World so lange gefesselt hat, war das Museum. Für mich war es wie ein riesiges Sammelalbum, das plötzlich zum Leben erwachte. Jeden Tag habe ich geschaut, ob ich neue Fossilien ausgraben oder seltene Insekten fangen konnte. Das Gefühl, ein Fundstück bei Eugen abzugeben und die Vitrine danach ein Stückchen voller zu sehen, war unglaublich befriedigend. Es war, als würde ich mein eigenes kleines Naturkundemuseum Stück für Stück selbst aufbauen. Dieses Sammelfieber hat mich später auch bei den RetroAchievements gepackt, wo man Klassiker wie Pokémon oder Castlevania mit modernen Erfolgen neu erleben kann.
Neben dem Sammeln war die Freundschaft zu den Bewohnern mein zweites großes Ziel. Ich habe wirklich versucht, mit allen zu reden, ihnen Briefe zu schreiben oder kleine Geschenke zu machen. Und irgendwann passierte dieser fast schon magische Moment. Ein Bewohner schenkte mir ein Foto von sich. Das war kein Item wie jedes andere, sondern ein echtes Symbol für die Beziehung, die man aufgebaut hatte. Ich weiß noch, wie stolz ich war, als ich mein erstes Foto bekam, fast so, als hätte ich in einem richtigen Spiel ein geheimes Ending freigeschaltet.
Das Interessante ist, dass ich damals gar nicht wusste, wie die Mechanik im Hintergrund funktionierte. Heute könnte man nachlesen, welche Faktoren wichtig sind, aber damals war es einfach ungewiss. Reden, Briefe, kleine Gesten und irgendwann kam die Belohnung. Genau das fühlte sich so echt und natürlich an.
Für mich hat Wild World hier bewiesen, dass ein Spiel nicht immer ein klares Ziel braucht. Meine Motivation kam aus dem Fossilen-Bereich des Museum, aus den Bewohner-Fotos und aus meinem eigenen Wunsch, etwas zu erreichen. Wohingegen meine Schwester am liebsten angelte und ihr Haus möglichst hübsch einzurichten.


Tom Nook und das Spiel mit den Schulden
Kein Charakter in Animal Crossing Wild World hat mich so sehr geprägt wie Tom Nook. Er war nicht einfach nur ein Ladenbesitzer, er war der Dreh- und Angelpunkt meines Fortschritts. Direkt zu Beginn des Spiels landete ich bei ihm in der Schuld, weil er mir ein kleines Haus überließ, das ich nach und nach abbezahlen sollte. Anfangs wirkte das fast einschüchternd. Wie sollte ich jemals so viele Sternis zusammenbekommen, nur um in einem virtuellen Dorf ein Dach über dem Kopf zu haben?
Doch genau darin lag die Faszination. Mit jedem abbezahlten Kredit eröffnete sich eine neue Möglichkeit. Das Haus wurde größer, die Räume zahlreicher, die Gestaltungsmöglichkeiten umfangreicher. Ich erinnere mich noch gut daran, wie stolz ich war, als ich mir endlich ein größeres Zimmer leisten konnte und nicht mehr zwischen Möbeln, Fossilien und Kisten eingeengt war. Für mich war das ein echter Meilenstein, auch wenn es nur ein paar virtuelle Pixel waren.
Tom Nook war dabei eine Art Lehrer in Sachen Langzeitmotivation. Er gab mir ein Ziel, das weit über die täglichen Routinen hinausging. Jeder gefangene Fisch, jeder verkaufte Apfel, jede geschickte Rüben-Spekulation hatte plötzlich einen Sinn. Es ging immer darum, die Schuldenlast ein Stück leichter zu machen, um irgendwann das nächste Upgrade zu bekommen. Diese kleinen Erweiterungen hatten denselben Reiz wie die Freude über moderne Retro Gadgets, die ich mir heute zulege. Beides gibt mir das Gefühl, alte Systeme ein Stück besser und spannender zu machen.
Bis heute finde ich dieses Hauserweiterungssystem genial, weil es ein Spielziel bietet, ohne sich wie eine Mission aufzudrängen. Es war immer im Hintergrund präsent und gab mir das Gefühl, in meiner kleinen Stadt wirklich etwas aufzubauen. Genau dieser subtile Mix aus Verpflichtung und Belohnung macht Tom Nook für mich zu einer der wichtigsten Figuren in Wild World.


Musik und Atmosphäre: Der Soundtrack von Wild World
Es gibt Spiele, die man schon am Soundtrack erkennt, und Animal Crossing Wild World gehört für mich unbedingt dazu. Kaum ein anderes DS-Spiel hat die Stimmung einer ganzen Welt so perfekt über Musik transportiert. Jede Stunde hatte ihre eigene Melodie, und dieser ständige Wechsel machte die Stadt lebendig. Mal fröhlich und verspielt, mal ruhig und verträumt, mal fast ein wenig melancholisch. Egal wann ich den DS aufgeklappt habe, die Atmosphäre war sofort anders.
Besonders intensiv erinnere ich mich an die nächtlichen Themes. Unter der Bettdecke, nur das schwache Licht des DS, dazu die geheimnisvolle Mitternachtsmusik. Das war pure Gänsehaut. Am Nachmittag dagegen klang alles heller und optimistischer, fast so, als würde die Stadt selbst voller Energie sein. Jede Session bekam dadurch ihren eigenen akustischen Rahmen, der sich tief ins Gedächtnis eingebrannt hat. Der Soundtrack bleibt mir mindestens so stark im Kopf wie die Musik von The Legend of Zelda: The Wind Waker, das ich in meiner Liste der besten GameCube-Spiele als absoluten Klassiker hervorgehoben habe.
Ein fester Bestandteil meiner Wochenenden war der Samstagabend mit K.K. Slider. Ich habe es geliebt, mich ins Café zu setzen, während der weiße Hund mit seiner Gitarre neue Songs spielte. Manche Stücke waren witzig, andere überraschend melancholisch, aber alle vermittelten dieses Gefühl, dass meine kleine Stadt mehr war als nur ein Spielstand. Es fühlte sich an wie ein eigener kleiner Kosmos.
Auch das Café von Brewster hatte für mich eine ganz besondere Bedeutung. Seine sanfte Jazz-Musik war so beruhigend, dass ich mich manchmal einfach hingesetzt habe, ohne etwas zu tun, nur um zuzuhören. Für mich war das schon damals wie eine digitale LoFi-Session, lange bevor LoFi überhaupt ein Trend wurde.
Die Musik in Wild World war nie nur Hintergrund. Sie war ein fester Teil der Identität des Spiels, passte sich dem Tagesablauf an und verstärkte die Stimmung. Dadurch wurde meine Stadt zu einem Ort, den ich nicht nur gesehen, sondern auch gefühlt habe.


Früchtehandel und Sternis: Ökonomie zum Selber-Entdecken
Einer meiner größten Aha-Momente in Animal Crossing Wild World war der Früchtehandel. Anfangs dachte ich, Äpfel, Birnen und Pfirsiche seien einfach nur Deko, doch irgendwann habe ich gemerkt, dass Fremdfrüchte in der Stadt meiner Schwester plötzlich viel mehr wert waren als meine eigenen. Auf einmal ergab es Sinn, die Taschen vollzupacken, rüberzureisen und dort alles mit sattem Gewinn zu verkaufen. Das fühlte sich an wie mein erster richtiger Handelszug in einem Videospiel.
Das Spannende daran war, dass dir das Spiel solche Zusammenhänge nicht erklärt hat. Man musste sie selbst herausfinden, durch Ausprobieren oder durch Gespräche mit anderen Spielern. Für mich war es wie ein kleines Geheimnis, das man erst mit der Zeit verstand, und genau das hat diesen besonderen Reiz ausgemacht.
Natürlich ging es nicht nur um Früchte. Auch das geschickte Sternis-Management war ein wichtiger Teil des Spiels. Ich erinnere mich noch genau daran, wie ich jede Woche voller Vorfreude Rüben kaufte und dann täglich hoffte, einen guten Verkaufspreis zu erwischen. Dieses kleine Glücksspiel hat mich manchmal fast wahnsinnig gemacht, wenn die Preise einbrachen, aber es war auch ein großer Nervenkitzel.
Ein ähnliches Belohnungsgefühl hatte ich übrigens auch beim erneuten Durchspielen von Castlevania: Aria of Sorrow, über das ich in meinen Retro Must-Plays Mai 2025 geschrieben habe. Dort ging es weniger um Sternis, sondern eher darum, Seelen und Items zu sammeln, aber das Prinzip dahinter war dasselbe: kleine Fortschritte, die sich mit der Zeit wie ein echter Schatz anfühlen.


Jahreszeiten und Events: Leben im Rhythmus der Stadt
Was mich an Animal Crossing Wild World von Anfang an begeistert hat, war die Art, wie sich die Jahreszeiten direkt ins Spiel übertragen haben. Im Frühling blühten die Bäume, im Sommer hörte ich die Grillen zirpen, im Herbst fielen die Blätter in warmen Farben und im Winter lag eine Schneedecke über meiner kleinen Stadt. Jeder Besuch fühlte sich dadurch anders an, fast so, als würde die Welt wirklich weiterleben, auch wenn ich den DS zugeklappt hatte.
Die Events waren für mich immer kleine Höhepunkte im Jahreslauf. Besonders an Halloween habe ich mich gefreut, wenn die Bewohner verkleidet durch die Straßen liefen und ich ihnen Süßigkeiten geben konnte. Weihnachten hatte wiederum seine ganz eigene Magie mit Geschenken und stimmungsvoller Musik. Selbst kleinere Feste wie das Sommerfeuerwerk haben mir stundenlang Freude bereitet, weil sie die Routine durchbrochen und die Stadt noch lebendiger gemacht haben.
Besonders in Erinnerung geblieben sind mir die Überraschungen am Himmel. Manchmal zog ein Geschenk an einem Ballon vorbei oder der Postbote flog über den oberen Bildschirmrand. Solche Kleinigkeiten haben das Spiel mit einer zusätzlichen Schicht an Magie aufgeladen.
Besonders schön fand ich auch das Observatorium, in dem man eigene Sternbilder entwerfen konnte. Diese wurden automatisch mit anderen Spielern geteilt, sobald man sich verbunden hatte. Plötzlich tauchten am Himmel meiner Stadt völlig neue Sternbilder auf, die nicht von mir stammten, sondern von Freunden oder meiner Schwester. Für mich war das jedes Mal ein kleiner magischer Moment, weil der Nachthimmel dadurch lebendig und einzigartig wirkte.
Dieses Staunen über kleine magische Details kenne ich auch von Klassikern auf dem SNES, über die ich in meiner Liste der besten Super Nintendo Spiele geschrieben habe. Wild World hat genau wie diese Titel gezeigt, dass es manchmal die subtilen Momente sind, die ein Spiel unvergesslich machen.


DS-Online 2005: Nintendo Wi-Fi Connection, WEP und Forenregeln
Heute lachen wir darüber, aber damals war es für mich eine echte Herausforderung, mit dem Nintendo DS überhaupt online zu gehen. Der Handheld konnte nur offenes WLAN oder WEP-Verschlüsselung – WPA2, das bei uns zuhause längst Standard war, wurde nicht unterstützt. Also habe ich zusammen mit meinem Vater immer wieder im Router-Menü herumgefummelt, um die Nintendo Wi-Fi Connection zum Laufen zu bringen. Manchmal bedeutete das, für ein paar Stunden das WLAN komplett ungeschützt zu lassen, nur damit ich mit meiner Schwester abends ins Spiel konnte. Aus heutiger Sicht total absurd, aber für uns war es einfach pure Magie, wenn das Tor endlich offen war.
Wenn ich heute an diese WLAN-Basteleien zurückdenke, bin ich froh, dass das auf meinen modernen Retro-Handhelds wie dem Retroid Pocket 5 oder dem TrimUI Brick längst kein Problem mehr ist.
Besonders spannend war der Kontakt mit der Community. Wir waren damals in klassischen Gaming-Foren unterwegs, wo Leute ihre Städte geöffnet haben. Typische Posts hießen dann: „Tor heute ab 18 Uhr offen – bitte keine Blumen zertreten und keine Bäume fällen!“ Solche Spielregeln musste man unbedingt respektieren, sonst gab es richtig Ärger. Ich erinnere mich noch an einen Vorfall, als ein Fremder in meiner Stadt alles geplündert hat: Früchte, Blumen, selbst Bäume hat er gefällt. Das war fast ein kleiner Weltuntergang für mich, und ich habe ihn sofort im Forum „gemeldet“. Heute würde man einfach sagen: Griefing, aber damals hat man es noch ganz naiv erlebt.
Natürlich gab es auch diese geheimnisvollen Cheater-Momente. Einmal kam ein Spieler in meine Stadt und hat mir plötzlich 99.000 Sternis vor die Füße gelegt. Ich war völlig überwältigt, so viel Geld hatte ich noch nie gesehen. Später habe ich erfahren, dass es wahrscheinlich mit einem Action Replay gecheatet war. Aber in diesem Moment fühlte es sich an, als hätte mir jemand eine Schatztruhe geschenkt.
Wild World hat außerdem unzählige kleine Interaktionen mit anderen Spielern ermöglicht, die man so in kaum einem anderen Spiel hatte. Ich weiß noch genau, wie ich meiner Schwester einmal angeboten habe, ihr 20.000 Sternis zu zahlen, wenn sie in meiner Stadt das Unkraut entfernt. Mir war das zu nervig, ihr hat es Spaß gemacht, und so haben wir quasi unseren ersten kleinen In-Game-Deal abgeschlossen. Solche spontanen Abmachungen haben die Multiplayer-Erfahrung lebendig gemacht, weil man plötzlich Dinge aushandelte wie in einer echten kleinen Wirtschaft.
Rückblickend war genau diese Mischung aus technischer Bastelarbeit, sozialem Miteinander und der ständigen Gefahr, dass etwas schiefgeht, ein riesiger Teil des Charmes. Es hat das Spiel noch persönlicher gemacht, weil jeder Besuch eine kleine Geschichte mit sich brachte. Für mich gehört dieser Foren- und WLAN-Zauber untrennbar zu meinen Erinnerungen an Wild World.


Weitere Geschichten aus dem Dorfleben
Ein Teil des Zaubers von Animal Crossing Wild World waren die unerwarteten Begegnungen, die mein Dorf immer wieder durcheinanderwirbelten. Besonders spannend war der Besuch von Gracie, die im Deutschen als Grazia bekannt war. Ihr Modequiz hat mich jedes Mal aufs Neue überrascht. Ich habe mir größte Mühe gegeben, die richtigen Antworten zu geben, nur um dann mit einem schrägen Shirt abgespeist zu werden. Für mich als Kind war das gleichermaßen witzig wie frustrierend. Ich wollte unbedingt die seltenen Items, bekam aber meistens nur irgendeinen Klamottenrest. Trotzdem blieb die Begegnung mit Gracie jedes Mal ein Highlight, weil es sich anfühlte, als würde ein echter Star mein kleines Dorf besuchen.
Nicht weniger prägend war Redd, oder wie er bei uns hieß, Reiner. Sein Laden war ein echtes Glücksspiel. Auf den ersten Blick schien alles edel und wertvoll, aber oft entpuppte sich die angebliche Kunst als plumpe Fälschung. Als Kind konnte ich das kaum durchschauen und bin mehrfach auf seine Masche reingefallen. Die Enttäuschung war groß, wenn Eugen mein Gemälde mit strengem Blick ablehnte. Heute sehe ich darin eine clevere Spielmechanik, die für eine Portion Drama im Alltag gesorgt hat.
Ein weiterer ganz besonderer Charakter war für mich immer Resetti. Wer das Spiel einfach ausschaltete, ohne richtig zu speichern, bekam es am nächsten Tag mit ihm zu tun. Dann folgten endlose Dialoge, in denen er dich regelrecht ausschimpfte. Als Kind fand ich das gleichermaßen nervig wie faszinierend. Natürlich wollte ich manchmal tricksen und ein schlechtes Ergebnis ungeschehen machen, aber Resetti machte mir klar, dass Save Scumming hier nicht erwünscht war. Im Nachhinein finde ich das großartig, weil es zeigt, wie Nintendo den Spielern mit Humor und Härte zugleich Verantwortung beigebracht hat. Eine echte Hassliebe, die für mich fest zum Charme von Wild World gehört.
Auch an das offizielle Lösungsbuch, das ich mir irgendwann gekauft habe, kann ich mich noch gut erinnern. Für mich war es wie ein heiliger Gral. Endlich hatte ich alle Informationen an einem Ort: von den Bewohnern über die Insekten bis zu geheimen Tipps. Dieses dicke Buch hat Wild World noch einmal auf eine andere Ebene gehoben, weil es mir half, Dinge zu verstehen, die mir vorher wie Rätsel vorkamen. Gleichzeitig hat es den Reiz des Entdeckens nicht zerstört, sondern eher ergänzt. Dieses Lösungsbuch war für mich damals so etwas wie der ultimative Guide, ähnlich wie meine ultimative Emulator-Übersicht.
Aber die größten Dramen im Dorf waren für mich immer die Bewohner selbst. Ich erinnere mich noch genau daran, wie einer meiner Lieblingscharaktere plötzlich seine Kisten packte. Egal wie oft ich ihn ansprach, er ließ sich nicht umstimmen. Der Frust war groß, weil es sich anfühlte, als würde ein guter Freund einfach wegziehen. Noch spannender wurde es, wenn ich dann feststellte, dass genau dieser Bewohner bei meiner Schwester in der Stadt wieder auftauchte. Aus Freude wurde schnell ein kleiner Streit, weil wir uns gegenseitig vorwarfen, uns Figuren „weggenommen“ zu haben. Das wurde irgendwann zum Running Gag bei uns, wenn wieder ein Tier von einer Stadt in die andere wechselte.
Genau solche Geschichten haben für mich das Dorfleben in Wild World so einzigartig gemacht. Es waren keine großen Quests oder epischen Abenteuer, sondern kleine Anekdoten voller Witz, Frust und Überraschungen, die meine Erinnerungen bis heute prägen.


Fazit: Warum ich Wild World nie vergessen werde
Für mich war Animal Crossing Wild World mehr als nur ein Spiel. Es war eine Mischung aus Entschleunigung, kleinen Ritualen und ganz persönlichen Geschichten, die ich bis heute im Kopf habe. Ob es das erste Foto eines Bewohners war, die Aufregung über Reiners Fake-Gemälde oder das nächtliche Musikhören bei Brewster, jede Erinnerung hat sich fest eingebrannt.
Auch wenn spätere Teile der Serie vieles verbessert und komfortabler gemacht haben, bleibt Wild World für mich der Ableger, der die Magie der Reihe am besten eingefangen hat. Vielleicht, weil ich damals noch nicht alles wusste und vieles einfach durch Neugier und Zufall entdeckt habe. Genau das ist für mich der Kern eines echten Cozy Games.
Und jetzt bin ich neugierig. Welche Erinnerungen hast du an Wild World oder an andere Animal Crossing-Teile. Schreib mir gerne in die Kommentare, welche Geschichten dir bis heute im Kopf geblieben sind.
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Adrian Lemme
Seit meiner Kindheit begleiten mich Videospiele – von den Klassikern der 90er- und 2000er-Jahre bis hin zu modernen Retro-Handhelds. Auf meinem Blog teile ich meine Leidenschaft für Retro-Gaming, legendäre Spiele und spannende Hardware. Egal ob tiefgehende Reviews, Sammlerstücke oder Emulation – hier dreht sich alles um die goldene Ära der Videospiele!

Adrian Lemme
Seit meiner Kindheit begleiten mich Videospiele – von den Klassikern der 90er- und 2000er-Jahre bis hin zu modernen Retro-Handhelds. Auf meinem Blog teile ich meine Leidenschaft für Retro-Gaming, legendäre Spiele und spannende Hardware. Egal ob tiefgehende Reviews, Sammlerstücke oder Emulation – hier dreht sich alles um die goldene Ära der Videospiele!